Allerheiligen - Allerseelen
Sagt Ihnen Allerheiligen bzw. Allerseelen etwas? Meinen Schülern sagte es im ersten Moment nichts, aber im weiteren Gesprächsverlauf kamen ihnen doch ein paar Erinnerungen ins Gedächtnis! Es ist wieder soweit: am kommenden Wochenende werden viele Menschen unterwegs zu ihren Verwandten sein. Diese Verwandten sind meistens nicht mehr unter uns, denn dieser Besuch gilt diesmal nicht den Lebenden, sondern unseren „geliebten“ Verstorbenen. Die katholische Kirche gedenkt ihrer zu Beginn des Monats November mit zwei Festen, die jeweils ihre Besonderheiten haben. Am 1. November gedenkt die Kirche Aller-heiligen und am 2. November feiern wir Allerseelen. Zwei Feste, die in sich ganz kontrovers sind, aber doch eine gewisse Verbundenheit haben. Die katholische Kirche kennt viele Heilige. Vielleicht kommen Ihnen sofort ein Heiliger oder ein paar Heilige in den Sinn. Ist es der Heilige, dessen Namen Sie tragen? Oder sind es Heilige, die für Sie ein Vorbild sind? Heilige haben bei ihren Mitmenschen so bedeutende Spuren hinterlassen, dass sie die Kirche mit der Heiligsprechung besonders würdigen und ehren wollte. Die Kirche konnte aber nicht alle Menschen zu Heiligen ernennen, da nicht alle Lebensgeschichten bis ins ferne Rom gelangt sind, und nicht um jedes Vorbild ein „Verehrungskult“ entstanden ist. Daher wurden viele vorbildlich lebende Menschen nicht zu Heiligen erklärt, obwohl sie es sicherlich verdient hätten. Sie sind sozusagen namenlos geblieben. Auch in unserer Zeit gibt es viele Mitmenschen, denen eine Würdigung zustehen würde, aber die Gesellschaft bzw. die Verantwortlichen für solche Ehrungen haben diese nicht im Blick. Für mich sind sie Alltagshelden, denen wir Vieles verdanken. Sie gehen ihrem Beruf als Berufung nach und tun dies mit viel „Herzblut“. Sie alle kennen diese Alltagshelden. Hier kann ich nur exemplarisch ein paar ausgewählte Personengruppen nennen: angefangen bei den Müttern und Vätern, die alles für die gesunde Entwicklung ihrer Kinder tun. Alle, die in den Blaulichtorganisationen tätig sind, sei es im Hauptberuf oder im Ehrenamt. Nicht zu vergessen sind, die Menschen der Bildungs- und Betreuungseinrichtungen, der Krankenhäuser und Seniorenheime. Solche Menschen hinterlassen Spuren in unserem Leben. Daher gedenken wir an Allerheiligen Aller, die Spuren in unserem Leben hinterlassen haben.
An Allerseelen gedenken wir der Menschen, die uns tatsächlich geprägt haben und so wirklich Spuren in unserem Leben und Alltag hinterlassen haben. Möge es ein Verhalten sein, eine bestimmte Geste zu einem Ritual oder ein Spruch, der in gewissen Situationen immer wieder zu hören war… Eine schöne Anekdote aus meinem Leben dazu: mein Opa sagte immer wieder beim Zu-Bettgehen:„Kim schlaf rund, dass Du nicht eckig wirst!“So erinnere ich mich nicht nur am Allerseelen-Tag an ihn, sondern immer wieder, wenn ich selbst zu Bett gehe oder meinen Sohn ins Bett bringe.
An dem Fest Allerheiligen finden daher an vielen Orten auf den Friedhöfen Gottesdienste statt, damit wir unserer „lieben“ Verstorbenen gedenken. Das Wort „lieben“ habe ich ganz bewusst mit Gänsefüßchen geschrieben, da nicht alle Verstorbenen positive Erinnerungen hinterlassen haben. Wir gedenken aller Toten auf den Friedhöfen, da sie ein Teil unserer Vergangenheit, ein Teil unseres Lebens und ein Teil der Familiengeschichte sind. Spüren Sie am kommenden Wochenende nach, wo Sie Spuren von Heiligen sehen, und spüren Sie auch nach, wo Ihre lieben Verstorbenen Spuren in ihrem Leben hinterlassen haben, für die Sie ihnen dankbar sind.
Ihr
Kim J.N. Sell, Diakon im Pastoralen Raum Bad Brückenau